Das Thema der bedrohten Nutztierrassen ist von enormer Bedeutung für unsere Biodiversität. Während wir im Supermarkt oft nur standardisiertes Fleisch oder Wolle sehen, verschwindet im Hintergrund ein genetischer Schatz, der über Jahrhunderte an spezifische Landschaften angepasst wurde.
Hier ist ein ausführlicher Blogbeitrag, der die wichtigsten Fakten und die am stärksten gefährdeten Schafrassen beleuchtet.
Vergessene Wollieferanten: Welche Schafrassen sind vom Aussterben bedroht?
In einer Welt, die auf maximale Effizienz und Hochleistungszucht getrimmt ist, haben es alte Haustierrassen schwer. Das gilt besonders für Schafe. Wo früher in jeder Region eine spezialisierte Rasse graste, dominieren heute nur noch wenige „Wirtschaftsrassen“. Doch mit dem Verschwinden der alten Rassen verlieren wir nicht nur Kulturgut, sondern auch genetische Widerstandsfähigkeit.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Roten Listen und stellen dir die Schafrassen vor, die heute unsere Hilfe brauchen.
Warum verschwinden Schafrassen überhaupt?
Bevor wir zu den konkreten Rassen kommen, stellt sich die Frage: Warum sind sie bedroht? Die Antwort ist simpel und traurig zugleich: Wirtschaftlichkeit. Moderne Rassen müssen schnell wachsen, viel Fleisch ansetzen oder extrem feine Wolle in großen Mengen liefern (wie das Merinoschaf). Alte Landschafrassen hingegen wachsen oft langsamer. Sie sind meist kleiner und ihre Wolle ist oft gröber – dafür sind sie extrem genügsam, wetterfest und resistent gegen Krankheiten. In der modernen Agrarindustrie ist für diese „Allrounder“ oft kein Platz mehr.
Die Rote Liste: Schafrassen am Abgrund
In Deutschland führt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) eine Rote Liste. Die Gefährdung wird in Kategorien von „Vorwarnstufe“ bis „Extrem gefährdet“ eingeteilt.
1. Das Alpine Steinschaf (Extrem gefährdet)
Dies ist eine der ältesten Schafrassen der Alpen und gilt als der direkte Nachfahre des neolithischen Torfschafs.
-
Charakter: Es ist extrem trittsicher und kommt in den Hochlagen der Alpen mit kargstem Futter aus.
-
Besonderheit: Es hat eine Mischwolle in allen Farben – von weiß über grau bis tiefschwarz.
-
Status: Es gibt nur noch wenige hundert Zuchttiere. Ohne engagierte Hobbyzüchter wäre diese Rasse bereits verschwunden.
2. Die Weiße Gehörnte Heidschnucke
Während die „Graue Gehörnte Heidschnucke“ durch die Lüneburger Heide bekannt und relativ stabil ist, sieht es bei ihrer weißen Verwandten düster aus.
-
Einsatz: Sie ist die perfekte Landschaftspflegerin für karge Heide- und Moorflächen.
-
Problem: Da ihre Wolle kaum industriell verwertet werden kann und die Lämmer langsamer wachsen, schrumpften die Bestände dramatisch.
3. Das Bentheimer Landschaf
Dieses Schaf ist das größte deutsche Landschaf und stammt aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim.
-
Merkmale: Charakteristisch sind die dunklen Ringe um die Augen und die dunklen Ohren.
-
Nutzen: Es ist ideal für die Pflege von Deichen und feuchten Wiesen. Es ist robust und sehr marschfähig. Lange Zeit gab es nur noch eine Handvoll Züchter, doch durch gezielte Erhaltungsprogramme erholt sich der Bestand langsam – es bleibt jedoch auf der Roten Liste.
4. Das Coburger Fuchsschaf
Ein wunderschönes Tier, das besonders durch sein „Goldenes Vlies“ besticht. Die Lämmer werden mit rotbrauner Wolle geboren, die sich im Alter aufhellt, aber einen goldenen Schimmer behält.
-
Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausgestorben, rettete ein einziger Tuchmacher aus Oberfranken die Rasse, weil er die besondere Wolle für seine Stoffe schätzte.
Internationale Sorgenkinder
Nicht nur in Deutschland, weltweit schrumpft die Vielfalt. Ein bekanntes Beispiel aus Großbritannien ist das Soay-Schaf. Es lebt wild auf der St. Kilda Inselgruppe. Es ist so primitiv und ursprünglich, dass es seine Wolle im Frühjahr von selbst abwirft (das sogenannte „Raufen“). Auch wenn es dort geschützt ist, ist der globale Genpool dieser urtümlichen Rasse extrem klein.
Warum ist der Erhalt so wichtig?
Man könnte fragen: „Brauchen wir diese alten Rassen wirklich noch?“ Die Antwort lautet eindeutig: Ja.
-
Genetische Reserve: In Zeiten des Klimawandels brauchen wir Tiere, die mit Hitze, Trockenheit oder Parasiten besser klarkommen als hochgezüchtete Labortiere. Die alten Rassen tragen diese Gene in sich.
-
Landschaftsschutz: Viele Naturschutzgebiete funktionieren nur, weil Schafe sie offen halten. Ein schweres Fleischschaf würde im Moor versinken oder am Steilhang abrutschen – ein Steinschaf oder eine Schnucke hingegen fühlt sich dort pudelwohl.
-
Kulturerbe: Diese Tiere haben unsere Vorfahren über Jahrtausende begleitet. Sie gehören zu unserer Identität und Kulturlandschaft wie alte Kirchen oder Dialekte.
Was können wir tun?
Du musst kein Schäfer werden, um zu helfen. Hier sind drei Wege für den Alltag:
-
Produkte kaufen: Unterstütze Schäfer, die bedrohte Rassen halten. Kaufe Fleisch aus der Landschaftspflege oder Wolle von zertifizierten Höfen. Wenn es einen Markt für die Produkte gibt, lohnt sich die Haltung für den Züchter wieder.
-
Patenschaften: Viele Vereine bieten Schaf-Patenschaften an, um die Kosten für Futter und Tierarzt zu decken.
-
Bewusstsein schaffen: Erzähle anderen davon! Je bekannter das Schicksal der „vergessenen Schafe“ ist, desto mehr Druck entsteht auf die Agrarpolitik, Förderprogramme für die Erhaltungszucht auszuweiten.
Fazit
Die Vielfalt unserer Schafrassen ist ein lebendiges Museum. Jede Rasse, die ausstirbt, ist ein unwiederbringlicher Verlust für die Natur und uns Menschen. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass das Alpine Steinschaf oder das Bentheimer Landschaf auch in hundert Jahren noch auf unseren Weiden stehen.
Wie gefällt dir dieser Beitrag? Möchtest du, dass ich noch einen Abschnitt über die Verwendung der Wolle dieser speziellen Rassen (z. B. für nachhaltige Mode) einfüge, um die 800 Wörter noch weiter zu vertiefen?